Stromkabel behutsam freilegen: Mit einem Saugbagger
In Kernen-Rommelshausen finden im Herbst/Winter 2021 umfangreiche Arbeiten zur Stromnetzerneuerung statt. In der Seestraße, in der auch das Umspannwerk liegt, konnten Passanten kürzlich ungewohntes Gerät bei der Arbeit beobachten: Einen sogenannten Saugbagger. Er sieht ähnlich aus wie ein Abfallsammelfahrzeug („Müllauto“), hinten ist ein großer Schlauch mit 25 Zentimeter Durchmesser angebracht. Der Saugbagger kommt zum Einsatz, wenn hydraulisch funktionierende Schaufelbagger keinen Platz haben, deren Betrieb untersagt ist oder besonders behutsam gearbeitet werden muss.
Besonders Letzteres war beim Einsatz in Rommelshausen der Fall. Eine Mehrzahl unterirdischer Leitungen, darunter auch eine 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung, sollte von neuen, unter der Straße verlegten Leitungen, gequert werden. Ein hydraulischer Schaufelbagger hätte an der Stelle zu unpräzise gearbeitet. Einen „Baggerbiss“, ein Anbaggern der Kabel, wollte das REMSTALWERK unbedingt vermeiden. Der Saugbagger hingegen kann mit dem an einem schwenkbaren Ausleger angebrachten, 10 Meter langen Saugrüssel von oben an die auszubaggernde Stelle herangeführt werden.
Bedienung mit Fernsteuerung
Von einem herkömmlichen Schaufelbagger aus ist die Sicht eingeschränkt. Anders dagegen gestaltet sich die Arbeit mit dem Saugbagger. Von außen wird der rund 11 Meter lange und leer knapp 24 Tonnen schwere Vierachser mit der Fernbedienung passend genau rangiert. Da derjenige, der das Gerät fernsteuert, direkt neben der Baustelle steht, kann zentimetergenau gearbeitet werden.
Ventilatorrad sorgt für Unterdruck
Am Ende Saugrüssels sitzt ein sich drehendes, hohles Rohr mit gezacktem Ende, mit dem der Boden gelockert wird. Die Saugkraft ist riesig und funktioniert sogar bei lehmigem Boden. Der Unterdruck wird an Bord mit einem Ventilatorrad erzeugt, wie bei einem Staubsauger. Nur, dass das riesige Rad im Saugbagger bis zu 40.000 Kubikmeter Luftdurchsatz pro Stunde schafft und der maximale Unterdruck 44.000 Pascal beträgt. Das abgesaugte Material wird in den zwölf Kubikmeter fassenden Behälter des Saugbaggers gezogen. Würde der Abtransport die Arbeiten zu lange unterbrechen, kann der Aushub auch direkt auf einen weiteren Lkw gekippt werden, der den Abtransport übernimmt. Im Fall der Baustelle in Rommelshausen hat der Saugbagger die Stelle mit den Stromkabeln für das REMSTALWERK so weit freigelegt, dass nur noch ein Rest Erde um die Kabel in Handarbeit entfernt werden musste. Der Faktor Mensch ist bei aller Technik immer noch äußerst wichtig.